Es gibt viel zu viele
Wörter auf der Welt. Viel zu viele unwichtige, falsche Wörter. Ich
habe die Falschen verwendet. Ich habe sie verwendet und als ich sie
rückgängig machen wollte, war es zu spät. Wir hatten einen Streit,
einen Kleinen, wenn man bedenkt, wie groß die Probleme der
Menschheit sind. Er war abgelenkt. Das Auto kam auf dem Eis ins
Rutschen. Ich überlebte. Er nicht.
„Ich hasse dich.“
Das habe ich gesagt.
Seitdem sage ich nichts
mehr. Die Ärzte können nichts tun. Sie haben alles versucht, aber
der Schaden ist dauerhaft. Meine Eltern haben es nicht verkraftet und
sehen mich seitdem immer so komisch an. Tut mir Leid, dass sie ein
behindertes Kind haben. Schon ein Jahr lang.
Diese Weihnachten liegt
kein Schnee. Morgen wird kein Schnee liegen. Es gibt kein Eis. Es ist
wie im Frühling. Die Sonne scheint, an den Bäumen blühen die
ersten Blüten. Ich lasse den frischen Wind auf meine nackten Arme
und durch meine schwarzen Haare wehen. Ich renne. Das mache ich
manchmal. Ich renne so weit und so schnell ich kann. Ich renne davon.
Ich will vergessen.
Die Sonne steht noch
tief. Es ist eine Allee, eine Verbindung zwischen meiner Stadt und
einem Dorf. Drei Kilometer lang. Ich renne bis ich dort bin und
schmeiße mich auf eine kleine morsche Bank. Ich sehe über das Feld
zu den kleinen Bergen. Ich wollte dort hoch klettern. ER meinte, ich
wäre verrückt. ER wollte nie mit mir dort hoch.
„Geht es dir gut?“,
höre ich eine Stimme neben mir und ich schleudere herum. „Du
weinst ja.“
Ich lächele dem Jungen
zu und wische mir die Tränen weg. Dann wende ich mich wieder den
Bergen zu. Wie es wohl da oben ist? Warum bin ich nicht längst
alleine dort hoch? Aber sonst entferne ich mich von IHM.
„Bist du schüchtern?“
Ich schüttele meinen
Kopf. Soll er doch denken, dass ich eingebildet bin. Ich will nie
wieder einen Jungen zu nah an mich heranlassen. Aber trotzdem stellt
sich mir die unerbittliche Frage: Wer ist er? Wer hat so eine warme
schöne Stimme?
Ich sehe ihn mir nicht
genau an, aus Angst, er könnte gut aussehen. Aus Angst, dass er
etwas in mir auslöst. ER wird der einzige in meinem Leben bleiben.
„Kannst du nicht
reden?“
Nicken.
Wer zum Teufel bist du?
Warum hast du das so schnell erraten?
„Weißt du, manchmal
rede ich viel zu viel. Da wünschte ich mir, ich könnte auch nicht
reden.“
Ha, so ging es mir auch
mal.
Dann sehe ich ihn an.
Grüne Augen.
Dunkelbraunes Haar. Schlanke Figur. Die berührendste Wärme, die ich
je gespürt habe. Er ist etwas jünger als ER, aber ER war drei Jahr
älter als ich.
„Du hast ja blaue
Augen“, sagt er und strahlt mich an. Dann sagt er nichts mehr.
Und ich sage nichts
mehr.
Und plötzlich scheint
es so, als würde ich alles über ihn wissen, als würde ich ihn
schon ewig kennen. Als wäre er mein bester Freund, mein Beschützer
und der Eine, der dieses Gefühl in mir auslöst.
Das verbotene Gefühl.
Ich stehe auf und renne. Nein, das kann nicht sein. Nicht er, nicht
ich. Nicht wir.
Ich höre seine Schritte
hinter mir, spüre seine Hand auf meiner Schulter und das folgende
Kribbeln in meinem ganzen Körper.
„Ich … Ich will dich
nicht nerven, aber …“
Nein, rede weiter. Nicht
aufhören, flüstert eine Stimme in mir, aber eine andere schreit:
Renn!
„Ich wollte dir noch
sagen, dass ich glaube, dass du reden kannst, wenn du nur willst.“
Nein, er irrt sich. ER
hat sich nie geirrt.
Und jetzt renne ich. Ich
renne richtig, sodass er keine Chance hat mich einzuholen. Nie wieder
so ein Gefühl, wie bei IHM. Das habe ich mir geschworen.
Hier kommt ihr zu Teil 2.
Hier kommt ihr zu Teil 2.
Schöne Geschichte. :)
AntwortenLöschenDanke =)
LöschenDer Ansatz ist ganz gut, auch wenn ich mich mit solchen Protagonisten irgendwie nie identifizieren konnte.
AntwortenLöschenVerwirrend ist, dass man nicht wirklich weiß, was passiert ist, wer jetzt behindert ist (Was sich aber mit dem nicht reden so halb aufklärt) und wer nun der tote ist. Auch das mit den Eltern hätte besser ausgeführt werden können, wie schauen sie "dich" an? Inwiefern komisch?
Ich bin allerdings gespannt auf den zweiten Teil und hoffe, dass die die Kritik irgendetwas bringt (:
Danke, die Geschichte habe ich schon vor einem Jahr geschrieben. Sie ist also schon fertig, aber vielleicht. Dass man am Anfang noch nicht so ganau weiß, was eigentlich Sache ist, war Absicht. Vielleicht bekommst du ja im nächsten Teil deine Antworten.
LöschenTrotzdem Danke für deine Kritik =)
Liebe Grüße
Luisa
Ich werde auf jeden Fall weiterlesen (:
LöschenJetzt wird mir gerade klar,w as ich verpasst habe, als ich im Dezember veragß die Geschichte zu lesen. Es ist echt spannend, gut das ich direkt weiterlesen kann. Welche GEschichte von dir würdest du als die Beste einschätzen?
AntwortenLöschenMitten im Sommer kommst du darauf eine Weihnachts-Geschichte zu lesen? o.O
LöschenOkay, bin ja genauso. Bin gerade dabei ein Weihnachtslied mit meiner Ukulele zu schreiben =D
Welche Geschichte ich von mir am besten finde? Du kannst ja Fragen stellen...
Das weiß ich nicht. Es gibt immer einen Punkt, der mich mit einer meiner Geschichten unzufrieden macht. Ich denke vorher immer: Jetzt werde ich meine beste Geschichte schreiben, weil sie in meinem Kopf beinahe perfekt ist. Dann möchte ich sie aufschreiben und dann fehlen mir die passenden Worte =)